Gefragt zur Schweizer Initiative gegen Massentierhaltung, welche eine Abkehr von der industriellen Tierproduktion fordert, erklärt Niggli:"Die Initiative berührt einen wunden Punkt. Wir haben zu viele Tiere in der Schweiz. Alle unsere Umweltprobleme hängen mit dem Futtermittelimport zusammen. Stickstoff und Phosphor sind die schlimmsten Treiber. Die Folge ist der Verlust von Biodiversität vor allem im Grünland. Das hat alles mit der Tatsache zu tun, dass es hierzulande zu viele Tiere gibt."
Im Zentrum der Initiative stehe nicht das Tierwohl, da sei die Schweiz gut, sondern die Masse der Tiere, die ja schon im Namen der Initiative steckt. Und es sei mit Blick auf Ernährung und Umweltschutz auch klar, dass die Schweizer Landwirtschaft umgestellt werden müsse. "Wir brauchen viel mehr pflanzliche und viel weniger tierische Proteine", so Niggli.
Dies würde eine massive Ernährungsumstellung bedeuten - mit weitreichenden Auswirkungen: "50 Prozent weniger Fleischkonsum und 50 Prozent weniger Foodwaste würden für die Schweizer Bevölkerung zu keiner Verschlechterung der Lebensqualität führen. Im Gegenteil, es hätte eine enorme Verbesserung der Gesundheit zur Folge. Wir wären dann schon sehr nahe bei einer idealen Ernährung. Eine solche Umstellung würde also nicht nur die Umweltkosten, sondern auch die Gesundheitskosten dramatisch senken. Darum ist es richtig, diese Frage zu debattieren. Ich hoffe, dass das nun auch möglichst konsensorientiert geschieht."
Das komplette Interview vom 14 August 2022 ist über die Blick-Website abrufbar.
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Kontakt
Prof. Dr. Dr. Urs Niggli, Präsident Institut für Agrarökologie
Weblink
Blick.ch: Agronom Urs Niggli über Bio-Verbote und Massentierhaltung